Das Sammeln des Honigs wilder Bienen durch den Menschen ist für die Zeit seit 9000 Jahren belegt. Der Begriff des Zeidlers oder Zeitlers bezeichnet einen besonderen Beruf des Honigsammlers, wie er sich in Europa seit dem Frühmittelalter ausgebildet hat. Der Zeidler hielt, anders als der Imker im heutigen Sinne, die Bienen nicht in gezimmerten Bienenstöcken oder Bienenkörben. Man hieb alten Bäumen künstliche Höhlen (Beuten) in etwa sechs Meter Höhe ein und versah den Eingang mit einem Brett, in das ein Flugloch eingebracht war. Ob eine Beute von Bienen beflogen wurde oder nicht, hing ganz vom natürlichen Umfeld ab und wechselte jedes Jahr. Auch entwipfelte man die Bäume, um dem Windbruch vorzubeugen.
Was tat der Zeidler also?
Der Zeidler hütete Wilbienen und handelte mit Wachs und Honig. Jeder Zeidler bearbeitete ein bestimmtes Waldstück. Er suchte es nach Bienenschwärmen ab und höhlte Bäume aus, damit sich dort Bienen ansiedeln. Um die Waben aus den Bienenstäcken zu schneiden, kletterte er die Stämme hoch hinauf. Wie genau er seine Arbeit verrichtete, war sein Berufsgeheimnis.
Schon in der Antike war Honig ein wichtiges Handelsgut. Die Römer nutzten für ihre religiösen Feste Kerzen aus Wachs. Später tat das die Kirche bei zahlreichen Zeremonien. Sie war im Mittelalter der wichtigste Wachsabnehmer. Die Lichter in den normalen Häusern waren dagegen aus billigem Talg.
Die Zeidler bildeten Zünfte, ihr Berufsstand war gesetzlich geregelt: Sie zahlten Steuern, hatten eigene Gerichte und polizeiliche Befugnisse, was Honigdiebe anging. Sie durften eine Armbrust als Waffe tragen und mussten in Kriegen ihren Landesherren als Schützen dienen.
Was benötigte er?
Ein Beil und ein Kletterseil
Wann gab es diesen Beruf?
Von 5000 vor Christus bis ins 18. Jahrhundert
Warum ist er verschwunden?
Holzabbau und Landwirtschaft zerstörten viele Wälder. Zucker setzte sich als Süßstoff durch. Und: Im Zuge der Reformation benötigten Kirchen weniger Kerzenwachs.